Wenn Gott verschwindet

Wochenimpuls Januar 2025-4

In meinem privaten Bücherregal stehen zwei Bände nebeneinander. Ich habe sie bewusst nebeneinandergestellt, sprechen sie doch zwei gegensätzliche Lebensoptionen aus: Das eine Buch trägt den Titel: „Gottlos glücklich“ [1], das andere heißt „Wenn Gott verschwindet, verschwindet der Mensch“ [2]. Mir scheint, dass es hier keinen Kompromiss geben kann; entweder kann man gut und gerne ohne Gott leben, ja glücklich werden ohne ihn oder aber mit seinem Verschwinden ist es auch um uns als Menschen geschehen. Ein Kompromiss zwischen diesen beiden ‚Weltanschauungen‘ scheint mir ausgeschlossen zu sein, ich kann ihn mir jedenfalls nicht vorstellen.

Wie kann man die Situation eines Lebens ohne Gott in eine griffige Formel bringen? Vielleicht so, wie es zu Beginn des Buches „Wenn Gott verschwindet, verschwindet der Mensch“ versucht wird mit der Aussage: 

Wir sind immer noch unterwegs, aber wir wissen nicht mehr wohin.
[3]

Einen weiteren Fingerzeig verdanke ich dem bekannten Musiker John Lennon, der sagte: 

Ich weiß nicht, was zuerst verschwinden wird – der Rock‘ n Roll oder das Christentum.
[4]

Sand im Getriebe

Es scheint bei all dem um Orientierung bzw. Orientierungslosigkeit und um Freude bzw. Freudlosigkeit zu gehen. Man könnte jetzt eine ‚Litanei‘ anstimmen über den ‚modernen Menschen‘, über seine Größe und seine Abgründe. Gerade dies geschieht es ja bekanntermaßen derzeit auf allen ‚Kanälen‘. Was interessiert dabei die ‚Wahrheit‘? Was soll das überhaupt sein, ‚Wahrheit‘? So fragte schon Pilatus im Prozess, in dem es um Jesu Anspruch und Botschaft ging. Und super reiche Menschen von heute interessiert diese Frage doch nur (noch) am Rande; sie stört eher. Vielleicht den Absatz, sie ist ‚Sand im Getriebe‘ des noch mehr Geldverdienens – da sind Fake News und Halbwahrheiten viel besser und deshalb auch sehr willkommen. Was soll das aufwendige Bemühen um Prüfung von Sachverhalten, wenn sie eh‘ zusätzliche Kosten verursachen und dem Profit, der Geldgier nur im Wege stehen? 

Echte Freude

Mir scheint ein anderer Weg zur Orientierung zwischen diesen beiden gegensätzlichen Lebensoptionen erfolgversprechender zu sein. Denn ich glaube, man kann eine direkte Proportionalität herstellen zwischen echtem Glauben und echter Freude. Zudem: Die Freude aus dem Glauben – auch das scheint mir ein echtes Kriterium zu sein – kann man nicht für sich behalten. Diese Freude verdoppelt sich, indem man sie (mit)teilt. So wie in einem modernen Credo, einem zeitgemäßen Glaubensbekenntnis.

Zeitgemäßes Glaubensbekenntnis

„Ich glaube an Gott und daran, 

dass er mir die Chance gibt zu leben.

Ich glaube an Jesus und daran,

dass er mein Bruder ist.

Ich glaube an Gottes Geist und daran,

dass er ein Licht in mir entzündet.

Die Bosheit, mit der ich mich täglich herumschlage,

hört einmal auf.

Das ist der Anfang meines neuen Himmels,

und meiner neuen Erde.

Ich hoffe und glaube,

dass wir Menschen Freunde werden, 

dass Zorn und Niedertracht in uns sich lösen.

In allen Sprachbüchern werden einmal die Worte 

Egoismus, Unmenschlichkeit, Hass, Tod

gestrichen sein.

Und dann sind nur noch

Fröhlichkeit und Leben.

Unzählige Tautropfen-

wie Diamanten

auf morgendlichen Wiesen!“ [5]


[1] Philipp Möller „Gottlos glücklich“, Frankfurt/Main 2017

[2] Rolf Bauerdick „Wenn Gott verschwindet, verschwindet der Mensch“, München 2016

[3] Rolf Bauerdick „Wenn Gott verschwindet, verschwindet der Mensch“, München 2016, ganz vorn

[4] Rolf Bauerdick „Wenn Gott verschwindet, verschwindet der Mensch“, München 2016, ganz vorn

[5]Alfred Müller-Felsenburg in „Jeder Tag ein neuer Anfang“, Augsburg-München 2003 (10.Januar)

Beitragsbild von armennano auf Pixabay

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