2025 – Etwas Neues!
Das Jahr 2025 bringt für mich etwas wirklich Neues. Nach über 45 Jahren Dienst bei der Caritas und mit fast 67 Jahren bin ich tatsächlich – Rentner geworden. Wie sich das anhört und anfühlt? Irgendwie komisch, denn ich bin ja nicht ‚arbeitslos‘ bei unseren 4 Kindern mit den mittlerweile 6 Enkeln, die z. T. ziemlich weit weg wohnen und sich über manche Hilfe im Haushalt und bei der Erledigung der Schulaufgaben freuen. Und die Reisen mit meiner Frau, die Arbeit in der Gemeinde, das ehrenamtliche Mittun bei caritativen Projekten und die Überlegungen in Bezug auf den neu zu gründenden „Norddeutschen Rahner – Kreis“[1] – ich würde die Unwahrheit sagen, wenn ich diese Dinge nicht auch als Geschenke betrachte für die mir verbleibende Lebenszeit.
Ein kleines Projekt beginnt
Ein kleines Projekt möchte ich mit dem heutigen Tag beginnen. Anknüpfen möchte ich dabei an die guten Erfahrungen in der Caritas mit den geistlichen Wochenimpulsen und den damit verbundenen vielfältigen, zumeist positiven Rückmeldungen. Es sind vor allem diese Äußerungen vieler Caritas -Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mich ermutigt haben, so etwas auch privat weiterzuführen. Wenn auch sicherlich nicht mit der bisherigen Frequenz und Kontinuität. D. h., dass es durchaus vorkommen kann, dass ein Impuls in einer Woche ausfällt oder dass nicht jedes Feedback sofort beantwortet wird. Als Rentner hat man auch gewisse Freiheiten… Doch Spaß beiseite: Es ist versprochen und ich möchte mich auch als Rentner nicht um Verlässlichkeit und Fairness herumdrücken.
Das Gottesgerücht
Für das Jahr 2025 habe ich ein Jahresmotto gewählt: Das Gottesgerücht[2]. „Das Gottesgerücht“ ist der Titel eines kleinen Buches von Paul M. Zulehner, einem Wiener Theologen, geb. 1939, aus dem Jahre 1987, das schon im Jahr 1988 die 5. Auflage erfuhr. In ihm geht es – wie es auch der Untertitel sagt – um „Bausteine für eine Kirche der Zukunft“. Und es ist sicherlich kein Zufall, dass dieses Buch von einem Theologen verfasst wurde, der mit seinem Lehrer, Karl Rahner noch im Jahr 1983 ein Interview führte, das dann auch in Buchform veröffentlicht wurde und ebenfalls mehrere Auflagen erlebte über die Seelsorge von heute und morgen. In gewisser Weise sind beide Bücher, nämlich „Das Gottesgerücht“ und „Du kommst unserem Tun mit deiner Gnade zuvor“[3], eine Weiterführung bzw. eine (teilweise) Umsetzung jener Impulse, die Karl Rahner in seinem Programmbüchlein für die Würzburger Synode 1972 unter dem Titel „Strukturwandel der Kirche als Aufgabe und Chance“[4]erarbeitete.
Ein „roter Faden“ durch das Kirchenjahr und meine Position
Das Jahresmotto habe ich thematisch unterteilt und auf die einzelnen Monate aufgeteilt. Dabei ließ ich mich von der Gliederung aus dem Jahreslesebuch von Benedikt XVI. / Joseph Ratzinger, „Berührt vom Unsichtbaren“, inspirieren. Diese Gliederung ist ein guter ‚roter Faden‘ durch das Kirchenjahr. Joseph Ratzinger hat selbst das Vorwort zur Sonderausgabe 2005 hierfür geschrieben anlässlich seiner Wahl zum Papst der römisch – katholischen Kirche.
Die Impulse orientieren sich thematisch zwar an den jeweiligen Überschriften. Es ist aber keinerlei Vollständigkeit angestrebt, ebenso wenig eine inhaltliche Geschlossenheit. Mir geht es um etwas sehr Einfaches: Anhand einiger Überlegungen großer Glaubenszeugen, wie Karl Rahner, Joseph Ratzinger/Benedikt XVI., Hans Urs von Balthasar, Eugen Drewermann, Paul M. Zulehner, Romano Guardini, Hans Küng, Reinhold Schneider u.v.a. möchte ich fragen, ob das „Gottesgerücht“ heute und morgen noch gehört wird, ob es sich lohnt, sich darauf einzulassen oder ob es veraltet ist, nichtssagend und irrelevant.
Ohne hier schon irgendeine inhaltliche Begründung mitzuliefern, möchte ich meine eigene Position gern und klar mitteilen, denn ich denke, der Leser hat ein Anrecht darauf, von vornherein zu wissen, wo ich stehe. Also, ich bin davon überzeugt, dass die Kirche von heute und morgen eine „Kirche der Mystik“ sein wird, ebenso eine„geschwisterliche und eine politische Kirche.“ [5]
Die einzelnen Monate des Jahres 2025 stehen unter folgenden thematischen Schwerpunkten:
- Januar – Allem Anfang wohnen ein Zauber und ein Glaube inne [6]
- Februar- Unterwegs zu dem, was wir sind und wonach wir uns sehnen
- März- Mit den Augen des Herzens auf der Suche nach Wahrheit und Liebe
- April – Österliche Lebensspuren wiederfinden in einer weltlichen Welt
- Mai – Von der großen Hoffnung des kleinen Senfkorns
- Juni- Chancen und Herausforderungen der Zeit, in der wir leben
- Juli – Gewissheiten und Verunsicherungen des Glaubens in unserer Zeit
- August – Ganzheitlich Leben erspüren – ganzheitlich Glauben riskieren
- September – Kirchliche Sinnspuren in not- und säkularen Wendezeiten
- Oktober – Räume und Zeiten der spirituellen Tiefendimension des Lebens
- November – Hoffnungstüren zwischen Himmel und Erde
- Dezember – Die Lichtgeburt aus dem Dunkel des nur – Menschlichen
[1] Ich persönlich halte die Umsetzung vieler Impulse der Theologie von Karl Rahner für die Kirche der Zukunft für unerlässlich und sehe sie als Vermächtnis an, das in vielen Bereichen unserer Kirche noch längst nicht eingelöst worden ist.
[2] Paul M. Zulehner „Das Gottesgerücht“ – Bausteine für eine Kirche der Zukunft, Düsseldorf 1988 (5. Auflage)
[3] Paul M. Zulehner im Gespräch mit Karl Rahner „Denn du kommst unserem Tun mit deiner Gnade zuvor“ – Zur Theologie der Seelsorge heute (Neuauflage 2002 Schwabenverlag AG Ostfildern)
[4] Karl Rahner „Strukturwandel der Kirche als Aufgabe und Chance“, Freiburg – Basel – Wien 1972. Auch dieses Büchlein – einst von vielen, besonders Amtsträgern in der Kirche verschmäht- wurde 1989 und 2019 neu aufgelegt.
[5] Paul M. Zulehner „Das Gottesgerücht“ – Bausteine für eine Kirche der Zukunft, Düsseldorf 1988, S. 31
[6] Ich übernehme die Gliederung aus dem Jahreslesebuch von Benedikt XVI. / Joseph Ratzinger, „Berührt vom Unsichtbaren“, Freiburg-Basel-Wien 2000/ 2. Auflage der Sonderausgabe 2005
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