Österliche Spuren wiederfinden in einer weltlichen Welt

Wochenimpuls April 2025-1

Was ist der Mensch?

Diese Frage beschäftigte und beschäftigt zu allen Zeiten Denker, Poeten, Künstler – alle, die herausfinden wollten, was es mit dem Menschen auf sich hat. Sie wird auch bedeutsam, wenn wir uns in diesem Monat den österlichen Lebensspuren zuwenden, die es wiederzufinden gilt in einer fast vollständig säkularisierten Welt. Auch zwei der bedeutendsten Theologen des 20. Jahrhunderts, Karl Rahner und Hans Urs von Balthasar, stellten sich, und das sogar zeitgleich, dieser Frage in zwei gewichtigen Aufsätzen.1 Sie eröffnen wie ein Prolog zwei noch heute sehr lesenswerte Aufsatzsammlungen. Balthasar kommt am Ende seiner Überlegungen zu dem Schluss:

„Genug, wenn der Adel des Menschen aufleuchtete, der sich ein Geheimnis bleiben muss, wenn anders er Gottes Bild und Gleichnis ist, und dessen dunkle Vergeblichkeit sich doch lichtet, wenn er erfährt, dass auch Gott nur in der Hingabe seiner selbst selig ist.“ 2

Karl Rahner resümiert ähnlich, wenn er schreibt: 

„Der Christ ist der wahre und radikale Skeptiker. Denn wenn er an die Unbegreiflichkeit Gottes wirklich glaubt, dann ist er davon überzeugt, dass keine Einzelwahrheit wirklich wahr ist außer in dem zu ihrem wahren Wesen notwendig gehörenden Vorgang, in dem sie sich selbst in die Frage aufhebt, die unbeantwortet bleibt, weil sie nach Gott und seiner Unbegreiflichkeit fragt.“ 3

Österliche Spuren wird man nur wahrnehmen, wenn man – im wörtlichen Sinne – die Augen offenhält. Wenn man sich nichts vormachen lässt von Populisten und ‚Produzenten von Fake News‘, für die die Wahrheitsfrage irrelevant geworden ist. Wenn man angesichts der Bilder -, Konsum – und Informationsflut nüchtern der „wahre und radikale Skeptiker“ bleibt. Dann kann man auch freudig Ostern feiern, weil dann nämlich der „Adel des Menschen aufleuchtet“.  


  1. Karl Rahner „Wagnis des Christen“, Freiburg-Basel-Wien 1974, dort unter dem Titel „Was ist der Mensch?“, S. 13 ff und Hans Urs von Balthasar in „Pneuma und Institution“, Einsiedeln 1974, „Wer ist der Mensch?“, S. 13 ff ↩︎
  2. Hans Urs von Balthasar in „Pneuma und Institution“, Einsiedeln 1974, „Wer ist der Mensch?“, S.25 ↩︎
  3. Karl Rahner „Wagnis des Christen“, Freiburg-Basel-Wien 1974, dort unter dem Titel „Was ist der Mensch?“, S.26 ↩︎

Bild von Alicja auf Pixabay

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