Beiträge der Religionen
Zeichen der Verbundenheit und der Zusammengehörigkeit
Mit Beginn der Interkulturellen Woche (21. – 28. September) trifft sich in Schwerin um 17.00 Uhr in der Synagoge der Interreligiöse Dialog, um am Internationen Tag des Friedens für diesen zu beten, und zwar in Gemeinschaft anderer Beter als Zeichen der Verbundenheit und der Zusammengehörigkeit. (In Anspielung auf eine bekannte Werbung könnte man formulieren: Nie war es – das Gebet um Frieden – so wertvoll wie heute.)
Weißt Du wer ich bin?
Am 12.10.2025 – in der Zeit von 16 Uhr bis 19.30 Uhr findet im katholischen Gemeindehaus „Bernhard-Schräder-Haus“, Schwerin, Klosterstr. 26 – der jährliche Begegnungsnachmittag „Weißt du, wer ich bin?“ statt. In diesem Jahr wird er federführend vom Islamischen Zentrum Schwerin e. V., in enger Zusammenarbeit mit einer Fraueninitiative der Caritas und der evangelischen Petrusgemeinde durchgeführt.
Dafür – Islamisches Zentrum Schwerin
Haiko Hasan Hoffmann, Islamisches Zentrum Schwerin e. V.
Heute ist jeder „dagegen“. Politik, Parteiengezänk, Krisen, Zukunftsangst, Kriegsgefahr, Migration, … und die Nutzung all dessen für politisches Kalkül. Die Demokratie steht unter Feuer. Das alles ist verständlich, bringt aber keine Lösung, wenn wir nur „dagegen“ sind. Denn „dagegen“ verlangt nicht danach. Ein „dafür!“ aber fordert auf, etwas für uns zu tun. Bin ich „dagegen“, belasse ich‘s dabei, was bequem ist. Bin ich „dafür!“, muss ich dazu stehen. Denn nur „dafür!“ bringt uns voran. Als mündige Bürger und nicht nur als Wahlschafe, denen man das Blaue vom Himmel verspricht und die Lösung aller Probleme. Die Lösung von Problemen liegt aber in unserer eigenen Hand. Denn in der Eigenverantwortung liegt der Schlüssel zum Zusammenleben. Auch für uns Muslime, die Teil dieser Gesellschaft sind und nicht ihr Feind, wie Extreme versuchen, uns das einzureden.
Dafür – Evangelische Kirchen Schwerin
Rainer Brunst, Evangelische Kirchen Schwerin
„Dafür“ ist in diesem Jahr das Motto der Interkulturellen Wochen. Für Christen ist dafür die Grundlage das uneingeschränkte Ja Gottes zu uns Menschen. Es wird greifbar für uns in der Person Jesu Christi, der aus Liebe zu uns Menschen in den Tod geht. Seine Auferstehung ist das Signal gegen alle Todeserfahrungen. Gott will, dass wir leben. Sein Ja ist die Basis für das christliche Menschenbild und fordert zu einem Ja gegenüber den Mitmenschen auf. Jeder Mensch ist wertvoll. Auch wenn nicht alles gut ist, was Menschen denken, sagen, tun und wollen. Heute ist ein respektvoller und wertschätzender Stil des Miteinanders in unserer Gesellschaft notwendig. Wir sollten uns immer daran erinnern, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. Dazu werden auch die Interkulturelle Wochen in unserer Stadt beitragen.
Dafür – Jüdische Gemeinde Schwerin
Landesrabbiner Yuriy Kadnykov
Das in diesem Jahr gewählte Motto für die Interkulturelle Woche spricht für sich allein: DAFÜR. Dieses sollte nicht nur bestimmte Themen im Leben jedes Einzelnen von uns abdecken, sondern zu einer Lebenseinstellung werden. Falls jemand nur DAGEGEN ist und keine Alternative DAFÜR vorschlägt, behält diese Person lediglich eine destruktive Haltung. Wenn ich mich DAFÜR entscheide, möchte ich konstruktiv zum Sachverhalt beitragen.
Im Talmud, dem Kompendium jüdischen Denkens bis zum Frühmittelalter, findet man unterschiedliche, oft entgegengesetzte Meinungen. Einer der Gründe dafür war, dass die Gelehrten aus unterschiedlichen Ländern stammten, in denen die Bräuche verschieden gelebt wurden. Dies führte später zu einer Bereicherung des jüdischen Lebens.
Wollen wir auch unser Leben in Schwerin bereichern? Wie es sein wird, DAFÜR zu leben ? – jeder von uns kann es ausprobieren und Dafür eintreten!
Dafür – Katholische Propstei Schwerin
Rudolf Hubert, Katholische Propstei St. Anna Schwerin
Das diesjährige Motto der interkulturellen Wochen besteht aus einem Wort: „Dafür“. Es geht nicht darum, gegen‘ jemanden oder etwas zu sein, sondern zu sagen, wofür‘ man steht – und einsteht. Jeder Einzelne ist konkret gefragt. Menschliches Miteinander kennt keine Einbahnstraßen! Man braucht nur bei Kindern ‚in die Schule zu gehen‘. Unsere Enkelsöhne Nils und Till mit ihren 5 und 2 Jahren zeigten uns unlängst wieder eindrücklich, dass Liebe, Zuneigung und Vertrauen jene menschlichen Vollzüge sind, die nicht nur Gemeinsinn fördern. Sie sind nicht verhandelbar, nirgends auf der Welt!
Ich bin dafür, dass die Frage, die sich auf den ersten Seiten der Bibel findet: „Bin ich denn der Hüter meines Bruders“? den Stellenwert bekommt, der unser christliches Abendland geprägt hat. Gemeinnutz geht vor Eigennutz, Rechte sind an Pflichten gebunden, Generationen stehen füreinander ein, aus Fremden werden Freunde.
Dafür – Russisch-Orthodoxe Kirche Schwerin
Priester Dionisij Idavain, Russisch-Orthodoxe Kirche Schwerin
„Dafür“ oder „Dagegen“ zu sein sind Grundpfeiler unseres Lebens: familiär, beruflich, politisch. Von ihnen hängen unsere Gewohnheiten, Zukunft, unser Land und Beziehungen ab. Wenn wir sagen „Ich bin dafür“, werden wir unweigerlich auch gegen etwas stehen. Und umgekehrt: Wenn wir „Ich bin dagegen“ sagen, öffnen wir den Weg für diejenigen, die „Ich bin dafür“ sagen. Deshalb erfordert die Wahl dieser Worte Vorsicht und Verantwortung. Sie bestimmen:
- ob wir einsam leben oder eine Familie gründen;
- ob wir gegen Ungerechtigkeit kämpfen oder uns damit abfinden;
- ob wir frei sein werden oder in der Gefangenschaft der Angst verbleiben.
Die Geschichte kennt viele Beispiele, in denen das menschliche Gewissen der einzige verlässliche Kompass war. So sagten Alexander Schmorell und seine Mitstreiter aus der studentischen Gruppe „Weiße Rose“ ein entschlossenes „Dafür“ für Freiheit und „Dagegen“ in Bezug auf den nationalsozialistischen Schrecken. Martin Luther King sprach sein „Dagegen“ gegenüber Demütigung und Ungleichheit aus. Jeder der Genannten traf seine Wahl nicht aus Vorteil und aus Angst. Ihre Entscheidung wurde vom Gewissen und ihrer Menschlichkeit geleitet. Sie zeigen uns: Die Wahl liegt bei uns.