Gewissheiten und Verunsicherungen des Glaubens in unserer Zeit

Wochenimpuls Juli 2025-1

Im Monat Juli wollen wir ein wenig den zerbröckelnden Gewissheiten und den damit einhergehenden Verunsicherungen des Glaubens in unserer Zeit nachspüren. So kann uns vielleicht ein wenig (mehr) Orientierung zuteilwerden in einer Zeit, die sich der Ambivalenz menschlicher Macht und Ohnmacht selten so bewusst war wie heute. Doch mir scheint, dass unsere Situation gar nicht so einmalig ist, wie es mitunter den Anschein hat. Das sei kurz angedeutet an zwei Personen, die uns vornehmlich als namhafte Kritiker des Glaubens und Spötter der Religion bekannt sind.

Weniger bekannt ist vielleicht deren tiefes, oft sehr mühsames und existentielles Ringen um den Sinn in ihrem Leben. Darum soll am Anfang unserer Betrachtungen in diesem Monat das Glaubensbekenntnis des großen Franzosen Voltaire stehen und die Gottsuche von Friedrich Nietzsche, der ja bekanntlich ein Pastorensohn war und dessen Grab sich in unmittelbarer Nähe zur Kirche in Röcken bei Lützen befindet. 

Voltaires Glaubensbekenntnis – Teil 1 

O Gott, den man verkennt, 

o Gott, den alles kündet, 

o höre du das letzte Wort, 

das aus mir mündet.

Ich suchte doch den Weg zu dir,

wenn ich verirrte,

erfüllt von Dir war schon das Herz,

das sich verwirrte.

Ich sehe ohne Ängste schon,

den ew‘ gen Schimmer, 

ich glaube nicht, dass Gott, 

der mich der Erde schenkte,

dass Gott,

der meinen Tag mit seiner Güte tränkte, 

mich, wenn ich ausgelöscht bin, strafen will für immer. 1


  1. „Jeder Tag ein neuer Anfang“ (14.Januar), Herausgegeben von Alfred-Müller-Felsenburg, Augsburg – München 2003 ↩︎

Bild von Thomas Hoffmann, privat

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