Wochenimpuls Juni 2025-4
Das Geheimnis
„Schon mancher ist Jesus Christus begegnet, der nicht wusste, dass er denjenigen ergriff, in dessen Tod und Leben er hineinstürzte als in sein seliges, erlöstes Geschick… Wer … seine Menschheit annimmt, in schweigender Geduld, besser in Glauben, Hoffnung und Liebe … als das Geheimnis, das sich in das Geheimnis ewiger Liebe birgt … der sagt, auch wenn er es nicht weiß, zu Jesus Christus ja …Wer sein Menschsein ganz annimmt … der hat den Menschensohn angenommen, weil in ihm Gott den Menschen angenommen hat.“ 1
Wie soll das gehen?
„Wer sein Menschsein ganz annimmt…“ Was kann das konkret, hier und heute DIR sagen? Ich denke an all die vielen Ungerechtigkeiten. Wie soll das gehen, die Annahme des Menschseins? Und geht das überhaupt? Gelten heute nicht ganz andere Werte, als sie der Mann aus Nazareth uns vorgelebt hat? Was antworten wir all den Skeptikern, den Zynikern, die angesichts von Gewalt und Unrecht achselzuckend zur Seite schauen?
„Man kann sich gegen alles das entscheiden, wovon sich Jesus überzeugt gab: dass unser Dasein in den Händen eines <<väterlichen>> Gottes ruhe, der möchte, dass wir sind, und der uns selbst im Tode nicht verlassen werde; – dann aber muss man sich für eine Welt entscheiden ohne Gnade, und man muss dann auch wissen, was man damit auf sich nimmt; oder man wählt für sich den Standpunkt Jesu, dann wird der Mann aus Nazareth zum Grund für eine Menschlichkeit, wie sie sonst nicht zu leben wäre, er wird zum letztgültigen Sprachrohr Gottes, er wird absolut. An Jesus glauben als den Christus, den <<Sohn Gottes>>, ist deshalb eine Aussage über den Glaubenden…“ 2
Orientierung
Papst Johannes Paul II. gibt der Kirche auf diesem Hintergrund eine klare Orientierung. Er zeigt eine Richtung an, die nach meinem Dafürhalten (über)lebenswichtig ist für die Kirche, wenn sie ihrem Auftrag, ihrer Sendung treu bleiben will.
„Wenn heute manche Menschen nicht mehr zur Kirche finden, muss die Kirche sie aufsuchen. Wir müssen uns auch um diejenigen kümmern, die nur noch selten oder gar nicht mehr bei uns sind. Die Pastoral in unseren Industriestaaten muss heute von Grund auf missionarisch sein. Wir dürfen uns nicht mit der kleinen Herde begnügen, sondern müssen immer wieder alle einladen und um sie werben. Ihr folgt dabei dem Beispiel Christi, der für alle gestorben ist und keinen verlorengehen lassen will.“ Dieses Zitat stammt von Papst Johannes Paul II. – ich habe es im Jahreslesebuch „Jeder Tag ein neuer Anfang“ von Alfred Müller – Felsenburg, Augsburg 2003 gefunden am 7. April.3
- Karl Rahner „Bekenntnis zu Jesus Christus“, SW 12, 302-308; auch in „Bekenntnis zu Jesus Christus“, herausgegeben von Albert Raffelt und mit einem Geleitwort von Karl Kardinal Lehmann – Freiburg-Basel-Wien 2014, S. 37-39 ↩︎
- Eugen Drewermann „Wendepunkte“, Ostfildern 2014, S. 229 ↩︎
- Dieses Zitat stammt von Papst Johannes Paul II. – ich habe es im Jahreslesebuch „Jeder Tag ein neuer Anfang“ von Alfred Müller – Felsenburg, Augsburg 2003 gefunden am 7. April. ↩︎