Leserbrief zu „Was blieb von der Synode“? (Neue Kirchenzeitung, Nummer 26, 21.12.2025, S. 9).
Der Autor schreibt, dass es nur verständlich sei, dass Joseph Ratzinger die Synode verlassen hat mit der Bemerkung, „dieser Gremien-Katholizismus sei nichts für ihn.“ Unter Hinweis auf die evangelischen Christen, bei denen „die Kernforderungen der Synode erfüllt“ seien, verweist der Autor auf die Austrittszahlen, die „insgesamt nicht niedriger als bei der katholischen Kirche“ sind.
Schade, dass man wieder nur ablenkt von den ‚Eigenanteilen‘ dieses Befundes. Zumal der Vergleich unzulässig ist auf Grund unterschiedlicher Traditionen. Ich nenne nur das Sonntagsgebot bei den Katholiken und den unterschiedlichen Wert der Communio. Es war und ist eine ökumenische Gemeinsamkeit, die beiden Großkirchen (verdienen sie diesen Namen noch?) nicht geholfen hat, dass man seit der Würzburger Synode viel zu wenig Mut an den Tag legte in Bezug auf Evangelisierung oder Mission.
Statt auf Ratzinger hätte man auf Karl Rahner hören sollen, der unermüdlich dafür eintrat, endlich die Gottesfrage, die Spiritualität stärker in den Mittelpunkt kirchlicher Bemühungen zu rücken als Verdrängung, Rationalisierung und die ‚Kultivierung‘ vielfältiger Fragen der Besitzstandwahrung, der Mangelverwaltung und der einseitigen Fokussierung auf ‚Nebenkriegsschauplätze‘. Wir haben zuerst und zuletzt eine ‚Gotteskrise‘, eine Glaubenskrise. Unser Glaube „verdunstet wie Morgennebel in der Sonne“ (Karl Rahner). Die Neugewinnung von ‚Heiden‘ hat Priorität im Verhältnis zur Bewahrung des Überkommenden. Wann lösen wir endlich beherzt, voller Glaubensmut und Hoffnung das „Wagnis des Christen“ ein? Noch immer – so scheint es mir – weichen wir dieser Aufgabe in großem Umfang aus.